Der Mord in Davos

 

 

Erstausgabe: Emil Ludwig. Der Mord in Davos. Amsterdam: Querido, 1936.

Erweiterte Ausgabe: Emil Ludwig. David und Goliath. Geschichte eines politischen Mordes, Zürich: C. Posen, 1945.

Übersetzungen: Französisch (1936), Englisch (1936) Italienisch (1948), Spanisch (1936)

 

 

Die Streitschrift beschäftigt sich mit dem politischen Mord David Frankfurters an Wilhelm Gustloff vom 04.02.1936. Das Attentat und der darauffolgende Prozess erhielten international eine hohe Beachtung. Emil Ludwig schrieb daraufhin sehr schnell das Werk Der Mord in Davos, in welchem der damals sehr bekannte Schriftsteller für den Angeklagten David Frankfurter eintritt. 1936 erschien das Werk erstmals im Querido Verlag in Amsterdam. Dieser Verlag gehört zu einem der bekanntesten Verlage, der Exilliteratur herausbrachte. Zu dieser Zeit durfte das Werk Ludwigs jedoch weder in die Schweiz noch in Deutschland eingeführt werden. 1945 erschien dann eine erweiterte Ausgabe unter dem Titel David gegen Goliath in der Schweiz. Diese Ausgabe ist im Vergleich zu dem Erstdruck um ein Vorwort und einen Epilog ergänzt. Auch diese Ausgabe konnte in Deutschland jedoch nicht erworben werden. Ein zusätzlicher Neudruck erschien 1986 durch den Herausgeber Helmut Kreuzer. Diese besteht sowohl aus dem Text von Emil Ludwig als auch aus einem Text von Peter O. Chotjewitz zum Attentatsfall David Frankfurters auf Wilhelm Gustloffs.

Der Text Ludwigs umfasst fünf Kapitel, die sich Stück für Stück, fast chronologisch, dem Attentat auf Wilhelm Gustloff nähern. In dem später ergänzten Vorwort erklärt Ludwig, warum er ein Werk zu diesem Attentat verfasst hat. Bereits zu Beginn dieses Vorwort stellt er klar, dass er Sympathien für den Mörder hegt, sodass dem Leser bereits zu Beginn die Richtung des Textes klar wird.

Das erste Kapitel trägt den Titel David und befasst sich intensiv mit der Person, die hinter dem Attentäter David Frankfurter steckt. Ein besonderer Fokus wird hier auf seine Kindheit gelegt. David Frankfurter war zu Zeit des Attentates im Jahr 1936 ein jüdischer Student, der in der Schweiz lebte. Frankfurter stammt aus Jugoslawien, ist Sohn eines Rabbiners und wurde deshalb früh in dem jüdischen Glauben erzogen. Das Kapitel macht deutlich, dass seine Religion bereits in seiner Kindheit einen hohen Stellenwert eingenommen hat und seine Religion ihn schon früh mit Stolz erfüllte. Besonders jüdische Feste wie der Sabbat wurden in seiner Familie groß zelebriert. Weiterhin werden in diesem Kapitel viele Vergleiche zwischen dem jungen David Frankfurter und dem biblischen David aus der alttestamentlichen Geschichte David gegen Goliath hergestellt.

Das zweite Kapitel Erschütterung stellt insbesondere den Beginn und Ablauf des Holocausts in Deutschland dar. Es beginnt mit den vielen Verboten und Einschränkungen für den jüdischen Teil der Bevölkerung und endet mit dem Kurfürstendamm-Krawall in Berlin im Juli 1935. Immer wieder werden Bezüge zu dem Student David Frankfurter hergestellt. Die Schilderung der Ereignisse geschieht aus seiner Sicht. So wird in besonderer Weise die Verbreitung von Informationen hinsichtlich der Diskriminierung von Juden über Massenmedien, wie zum Beispiel der Tageszeitung, dargestellt, die der intellektuelle Frankfurter häufig liest.

In dem dritten Kapitel Tat geht es dann speziell um das Attentat und die Ereignisse, die zu diesem führten. Frankfurter informiert sich zunehmend über die Zustände und Ereignisse in Deutschland. Zusätzlich sammelt er Informationen über Hitlers Einflüsse in den Nachbarländern mit Fokus auf die Schweiz, wodurch er auch auf den deutschen Nationalsozialisten und Leiter der Landesgruppe Schweiz der NSDAP, Wilhelm Gustloff, aufmerksam wird. Dieser versuchte, durch seine Parteitätigkeiten das nationalsozialistische Gedankengut auch in der Schweiz zu publizieren. Er strebte an, dass sich die Schweiz als deutschsprachiges Land Deutschland anschließe. Das Kapitel endet damit, dass Frankfurter Gustloff am 04.02.1936 an seiner Haustür mit einem Revolver erschießt.

Das vierte Kapitel Vergleich beinhaltet Vergleiche des Attentats mit anderen dieser Art. Nach Emil Ludwig gibt es hunderte von Fällen, die sich ähnlich zugetragen haben und namenlos geblieben sind (vgl. S. 75). Ludwig stellt in diesem Kapitel in besonderer Hinsicht drei weitere Fälle von Männern vor, die aufgrund eines Ehrgefühls anderer Männer umgebracht worden sind.

Im letzten und fünften Kapitel Urteil wird der Schweizer Strafprozess gegen Frankfurter dargestellt. Deutschland beeinflusste den Prozess und Frankfurter wurde mit einem Aufenthalt im Zuchthaus bestraft. Weltweit wurde jedoch Verständnis für seine Tat aufgebracht. Auch hier führt Ludwig Vergleiche mit ähnlichen Fällen an, in denen die Mörder freigesprochen wurden. Zusätzlich werden die Gründe Frankfurters für das Attentat aufgezeigt: »Ich habe die Schweiz sehr liebgewonnen. Sie war mir zu schade, daß solche Hunde das Gute hier verderben!«.

Der Text des Neudruckes endet mit einem Epilog, in welchem Ludwig nach seiner Entlassung das erste Mal auf Frankfurter trifft und sich mit ihm über die Zeit, das Attentat und das Werk unterhält.

Das Besondere an diesem Werk ist, dass Ludwig Frankfurter zuvor nicht kannte und trotzdem durch das Werk Partei für ihn ergriff. Ludwig erzählt in spezieller Art und Weise eine Geschichte, die über die Person Frankfurters und den Gegebenheiten, die zu dem Attentat führten, informiert.

 

Laura Drauschke, Annika Hohnhorst