Napoleon
Erstausgabe: Emil Ludwig. Napoleon. Berlin: Ernst Rowohlt, 1925,
695 pp.
Übersetzungen: Englisch (1927), Spanisch (1930), Albanisch
(1999), Chinesisch (1958), Dänisch (1928), Estnisch (1996), Finnisch (1929),
Französisch (1928), Griechisch (1958), Hebräisch (1930), Italienisch (1929),
Japanisch (1941), Niederländisch (1926), Persisch (1963), Polnisch (1928),
Portugiesisch (1933), Rumänisch (1999), Russisch (1998), Schwedisch (1929), Serbisch
(n.d.), Slowenisch (1931), Tschechisch (1930),
Türkisch (1931), Ungarisch (n.d.)
Bei dem Werk
handelt es sich um eine Biographie über den französischen General, Diktator und
Kaiser Napoleon Bonaparte, welche 1925 erstmals bei dem Berliner Verlag Ernst
Rowohlt publiziert wurde. Das Werk wurde mehrmals aufgelegt und in verschiedene
Sprachen übersetzt. Ludwig widmete das Werk seinem Wohnort Moscia,
an welchem er viele seiner Biographien verfasste. Der Fokus wird in diesem Werk
durch Ludwig bewusst auf die private Geschichte Napoleons gelegt, sodass seine
politischen Erfolge nicht allein im Fokus stehen sollen. Ludwig macht in seinem
Nachwort des Weiteren deutlich, dass er Napoleon als eine Vorbildfigur
versteht, die der »Jugend Europas« (S. 676) zeigen kann, »[w]as ein Mann durch Selbstgefühl und Mut, Leidenschaft und
Phantasie, Fleiß und Willen erreichen kann« (ebd.).
Das Werk
unterteilt sich in fünf Bücher und ein Nachwort. Die Bücher tragen Titel von
Naturmetaphern (Die Insel, Der Sturzbach, Der Strom, Das Meer, Der Felsen),
welche stellvertretend für Abschnitte in Napoleons Leben stehen sollen.
Einzelne Kapitel untergliedern dann weitergehend die fünf Bücher. Zusätzlich
geben kurze Begriffe zu Beginn jeder Seite Auskunft darüber, welche Inhalte auf
dieser Seite thematisiert werden. Über diesen Aufbau hinaus wird der Text immer
wieder z.B. durch Abbildungen von Gemälden oder Skulpturen unterbrochen, die
Napoleon zu den zuvor beschriebenen Phasen seines Lebens zeigen. Außerdem
sollen diese Bilder dazu dienen, die inneren Stimmungen Napoleons zu diesen
Zeiten darzustellen.
Das erste Buch erzählt von der Kindheit und
Jugend Napoleons. Insbesondere wird darauf eingegangen, wie seine Leidenschaft
für das Militär entfesselt wird. Weiterhin werden seine militärischen Anfänge
und der Beginn der Beziehung zu Joséphine de
Beauharnais geschildert.
Im Vordergrund des zweiten Buchs stehen insbesondere Napoleons militärische und politische Gedankengänge. Im Rahmen dessen wird von verschiedenen militärischen Manövern, wie zum Beispiel dem Feldzug in Italien, erzählt. Napoleon steigt in der militärischen Karriereleiter immer weiter auf und auch privat verändert sich durch die Adoption der Kinder Joséphines aus erster Ehe viel.
Im dritten Buch geht es in erster Linie um
weitere politische Handlungen Napoleons. Durch verschiedene Aktionen gelingt es
Napoleon, die Macht zu erlangen, um sich selbst zum Kaiser zu ernennen. Im
privaten Teil seines Lebens trennt er sich von Joséphine de
Beauharnais und heiratet insbesondere aufgrund politischer Vorteilen
Marie-Luise von Österreich.
Das vierte Buch »das Meer« thematisiert den
Russlandfeldzug Napoleons, seine Niederlage in der Völkerschlacht bei Leipzig
und sein Exil auf der Insel Elba. Darüber hinaus wird die daran anschließende
100tägige Herrschaft betrachtet, die mit der Schlacht bei Waterloo, seinem
Rücktritt sowie seiner Verbannung auf die südpazifische Insel St. Helena endet.
Im Mittelpunkt des letzten Buchs »der
Felsen« steht die Auseinandersetzung mit dem Körper und der Seele Napoleons.
Zudem befasst sich vor allem die zweite Hälfte mit seinen letzten Lebensjahren
auf der Insel St. Helena.
Das Besondere an dieser Biographie Emil
Ludwigs über Napoleon ist sein Schreibstil. Erzählerisch präsentiert Ludwig in
Form des auktorialen Erzählers das Leben Napoleons von Anfang bis Ende. Der
Leser bekommt fast das Gefühl, dass Ludwig eine Geschichte erzählt.
Jahreszahlen werden in dieser ‚Geschichte‘ nicht beachtet. Dies unterstreicht
auch der bildhafte und beschreibende Charakter seines Erzählstil, der auch
Nebensächlichkeiten sehr detailreich wiedergibt. Um die Intention des Werkes zu
erreichen, Napoleons Inneres und Privates darzustellen, werden zusätzlich
Selbstgespräche desselbigen in die Geschichte eingestreut. Wie Ludwig jedoch
selbst in seinem Nachwort zugibt, sind diese frei erfunden. Durch diese fast belletristische Biographie versuchte
Ludwig vermutlich, 1925 nach den Umbrüchen des Weltkriegs neue Perspektiven zu
öffnen. Ludwig ist durch seine eigene Lebensgeschichte geschichtlich sehr
orientiert und verfasst insbesondere in den 1920er Jahren eine Reihe von
Biographien. Eine Biographie über den französischen Diktator und Kriegsführer Napoleon
Bonaparte ist deshalb unumgänglich. Der fast private
Blickwinkel auf den erfolgreichen Kriegsführer Napoleon ermöglicht eine neue Orientierung
der damals vorherrschenden Weltanschauung. Auch Napoleon hatte ein Leben neben
dem Krieg und das Werk Ludwigs zeigt deutlich, wie er zu dem Menschen geworden
ist, der heute noch so berühmt ist.
Laura Drauschke,
Annika Hohnhorst