Roosevelt.
Eine Studie über Glück und Macht
Erstdruck: »Emil Ludwig’s Life of Roosevelt«. Liberty (New York), 11.12.1937 –
19.02.1938.
Erstausgabe: Emil Ludwig. Roosevelt. Eine
Studie über Glück und Macht. Amsterdam: Querido, 1938.
Übersetzungen:
Bulgarisch (1946), Chinesisch (1941), Englisch (1938), Französisch (1938),
Griechisch (1945 ), Hebräisch (1941), Isländisch (1943), Italienisch (1947),
Japanisch (1941), Niederländisch (1938), Norwegisch (1938), Polnisch (1939),
Portugiesisch (1938), Spanisch (1938), Tschechisch (1947), Ungarisch (1938).
Die von Emil Ludwig geschriebene Biografie
gibt das Leben des 32. Präsidenten der USA, Franklin Delano
Roosevelt, aus subjektiver Sicht des Autors wieder. Das 1938 im Amsterdamer Querido Verlag erschienene Buch teilt sich nach einer
kurzen Vorrede des Autors in drei Kapitel, die wiederum in unterschiedlich
viele Unterkapitel geteilt sind. Der Autor beschränkt sich bei seinen
Recherchen weniger auf wissenschaftliche Fakten, sondern auf die Aussagen und
Interviews, die er mit dem Präsidenten 1937 und 1938 geführt hat, sodass ein
einseitiger Blick auf die Geschehnisse geworfen wird und die übliche
Objektivität in den Hintergrund rückt.
Im ersten Kapitel »Das Glück«, dem wie allen
anderen Kapiteln ebenfalls ein für den Autor üblicher Spruch Goethes
vorausgeht, werden die Kindheit, Schulbildung und die ersten politischen
Erfahrungen Roosevelts in neun Unterkapiteln beschrieben. Das zweite Kapitel
»Metamorphose« teilt sich in zehn Unterkapitel und beginnt mit einer ausführlichen
Beschreibung der Kinderlähmung, an der
der 40jährige Roosevelt plötzlich erkrankt und wodurch er trotz
Therapien an den Rollstuhl gebunden wird. Der Autor stellt dieses Ereignis in
den Mittelpunkt, auf das er immer wieder Bezug nimmt und als entscheidenden Wendepunkt
im Leben des Präsidenten darstellt. Er verweist darauf, dass es Roosevelt trotz
vieljähriger Bemühungen und Rückzug aus der Öffentlichkeit nicht gelingt wieder
vollständig zu genesen, dennoch gewinnt er 1928 die Kandidatur für den
Bundesstaat New York. Rückblickend gibt der Autor die politische Karriere Roosevelts wieder, sowie dessen
europäische Erfahrungen im Zuge des Ersten Weltkriegs als Offizier der
Seeflotte unter dem damaligen Präsidenten Wilson. Des weiteren widmet sich das zweite Kapitel der
Präsidentschaftskandidatur, einzelnen Punkten des Wahlprogramms und den sich
verändernden gesellschaftlichen Bedingungen der 1920er und 1930er Jahre.
Roosevelt wird 1932 von den Demokraten zum Präsidenten gewählt. Zu seinen
ersten Amtshandlungen gehört der Erlass eines gesetzlichen Maßnahmenkatalogs,
der sich gegen die Bankenwirtschaft und den Kapitalismus richtet; außerdem
setzt er sich für mehr soziale Gerechtigkeit ein. Besonders letzteres wird von
dem Autor bewundert und als herausragend
empfunden.
Ein stark subjektiver Schreibstil hebt sich
insbesondere in den 14 kurzen Unterkapiteln des dritten Kapitels »Die Macht«
hervor. Hier werden der Einzug Roosevelts in das Weiße Haus und der politische
Alltag beschrieben, der durch Empfänge und Schreibtischarbeit gekennzeichnet
ist. Dabei werden die aktuellen und früheren europäischen, besonders die
deutschen, Herrschaftsformen mit der amerikanischen Politik verglichen und eine
für die USA positive Bewertung gezogen. Es scheint, als werbe Ludwig dafür, die
amerikanische Staatsform auf die deutsche Politik zu übertragen, da er in ihr
eine »ideale Staatsform« sieht.
Dem Leser wird deutlich, dass der Autor den
Präsidenten regelmäßig begleitet und in seinen Alltagsaktivitäten beobachtet
hat und so eine intime, fast freundschaftliche und privilegierte
Beobachterrolle einnehmen konnte.