Kontext
In einem Vorwort zum Roman erklärt Martin M., daß nachfolgend
von seiner Morphiumabhängigkeit berichtet werde und daß er seinen
Freund Liepman gebeten habe, die Geschichte aufzuschreiben. Er selbst als
jemand, der „bis zum Hals (und manchmal darüber) im Wasser gestanden
hat und um sein Leben kämpfen mußte“, könne „nicht so distanziert
und sachlich schreiben wie einer, der am Ufer steht“.
Trotz dieser Erklärung Martin M.s deuten auffällige Parallelen
zwischen der Biographie Liepmans und der seines Freundes darauf hin, daß
es sich bei Der Ausweg in Wahrheit um Liepmans eigene Geschichte
handelt. Martin M. ist Schriftsteller und lebt, wie Liepman zwischen 1937
und 1947, in New York. Ebenso wie sein Protagonist kämpft Liepman
in seiner New Yorker Zeit mit einer Morphiumsucht und gerät vermutlich
deshalb auch in Haft. Außerdem hat Martin M. eine verheiratete
Schwester namens Elizabeth; wie Liepman, dessen Schwester Else ab 1939
mit ihrem Mann in den USA lebte.
Allerdings kann die Frage nach dem autobiographischen Gehalt des Romans
nicht abschließend geklärt werden, da es über Liepmans
Lebensjahre in New York keine gesicherten Erkenntnisse gibt.
Das Vorwort und Nachwort Martin M.s sowie seine „Kleine Expertise über
das Thema der Sucht“, die sich zwischen dem zweiten und dritten Teil des
Romans befindet, geben der deutschen Fassung einen erweiterten Blickwinkel
als sie die englische Fassung hat, in der Vorwort, Nachwort und Zwischenbericht
des Martin M. fehlen. Der englische Text Case History berichtet
vom Einzelschicksal eines Morphiumsüchtigen. In Der Ausweg
dagegen wird das Thema Sucht im allgemeinen untersucht und in einen größeren
Zusammenhang eingeordnet. Schon in seinem Zwischenbericht weist Martin
M. darauf hin, daß Angst – „die Todesangst und die Lebensangst“ –
die Ursache für Drogenabhängigkeit sei und daß nur die
„Befreiung von der Angst“ die Lösung für das Suchtproblem sein
könne. Im Nachwort erklärt er schließlich, daß die
Angst mit ihren „tausend Gesichter[n]“ und damit auch die Sucht ein Phänomen
der zeitgenössischen Gesellschaft sei. Daher sei sein Bericht „noch
lange nicht zu Ende“.