Der Diener ohne Gott. Tragikomödie (1926)
 
 

Rezeption

Die Tragikomödie Der Diener ohne Gott ist weder als Theaterstück aufgeführt noch als Text veröffentlicht worden. Einer Theaterinszenierung steht die große Anzahl von auftretenden Personen entgegen. So könnte nur ein mehr als 30köpfiges Ensemble das Stück auf die Bühne bringen – ein Problem, das sich auch durch Doppelbesetzung der Schauspieler nicht lösen ließe. Solche Doppelbesetzungen würden es außerdem dem Zuschauer noch schwieriger machen, die sowieso schon sehr komplizierte und verwaorrene Handlung der Tragikomödie zu verfolgen. Besonders der erste Akt enthält zahlreiche Handlungsstränge und Verstrickungen, so daß die Geschichte nicht problemlos nachvollziehbar ist.
Ein weiterer Schwachpunkt von Der Diener ohne Gott ist die Ansammlung von stereotypen Figuren: die geldgierigen und skrupellosen Börsenspekulanten, die für Macht und Geld sogar das Leben anderer Personen riskieren; die attraktive, aber kalte und berechnende Verführerin, die beliebig eingesetzt werden kann, um männliche Konkurrenten aus dem Weg zu räumen; der naive, tolpatschige und hörige Diener; korrupte Journalisten, Offiziere und Beamte etc. All diese Figuren entwickeln sich im Verlauf des Stückes nicht, sie lernen nicht aus den Ereignissen und verhalten sich deshalb am Ende noch genauso, wie sie es zu Anfang getan haben. Charles Kigart beispielsweise avanciert zwar ohne eigenes Zutun vom Diener zum Ministerpräsidenten, seine anhaltende Naivität und Hörigkeit gegenüber Cynia Tempus machen ihn jedoch zu einem leichten Opfer für seine Gegner, so daß ihm zuletzt nur die Rückkehr in die einfache und "heile" Welt des heimatlichen Dorfes bleibt.
 
 

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