Rezeption
Die Tragikomödie Der Diener ohne Gott ist weder als Theaterstück
aufgeführt noch als Text veröffentlicht worden. Einer Theaterinszenierung
steht die große Anzahl von auftretenden Personen entgegen. So könnte
nur ein mehr als 30köpfiges Ensemble das Stück auf die Bühne
bringen – ein Problem, das sich auch durch Doppelbesetzung der Schauspieler
nicht lösen ließe. Solche Doppelbesetzungen würden es außerdem
dem Zuschauer noch schwieriger machen, die sowieso schon sehr komplizierte
und verwaorrene Handlung der Tragikomödie zu verfolgen. Besonders
der erste Akt enthält zahlreiche Handlungsstränge und Verstrickungen,
so daß die Geschichte nicht problemlos nachvollziehbar ist.
Ein weiterer Schwachpunkt von Der Diener ohne Gott ist die Ansammlung
von stereotypen Figuren: die geldgierigen und skrupellosen Börsenspekulanten,
die für Macht und Geld sogar das Leben anderer Personen riskieren;
die attraktive, aber kalte und berechnende Verführerin, die beliebig
eingesetzt werden kann, um männliche Konkurrenten aus dem Weg zu räumen;
der naive, tolpatschige und hörige Diener; korrupte Journalisten,
Offiziere und Beamte etc. All diese Figuren entwickeln sich im Verlauf
des Stückes nicht, sie lernen nicht aus den Ereignissen und verhalten
sich deshalb am Ende noch genauso, wie sie es zu Anfang getan haben. Charles
Kigart beispielsweise avanciert zwar ohne eigenes Zutun vom Diener zum
Ministerpräsidenten, seine anhaltende Naivität und Hörigkeit
gegenüber Cynia Tempus machen ihn jedoch zu einem leichten Opfer für
seine Gegner, so daß ihm zuletzt nur die Rückkehr in die einfache
und "heile" Welt des heimatlichen Dorfes bleibt.