Der schwarze Obelisk
nach Erich Maria Remarques Roman Der schwarze Obelisk. Geschichte einer verspäteten Jugend
(1956)
Bundesrepublik
Deutschland 1988; Deutsche Buchgemeinschaft/Zweites Deutsches Fernsehen
Originallänge: 90 Min., Farbe
Regie: Peter Deutsch; Buch: Gerd Angermarm;
Kamera: Chris Karp
Darsteller: Udo Schenk (Ludwig Bodmer), Rainer
Hunold (Georg Kroll), Karina Thayenthal
(Isabelle), Marina Krogull (Gerda Schneider), Elfi
Eschke (Lisa Watzek), Heinz Schimmelpfennig
(Riesenfeld), Jean-Paul Raths (Heinrich Kroll), Joachim Bernhard (Willy), Petra
Maria Grühn (Renée de la Tour), Werner Eichhorn
(Feldwebel Knopf), Karin Grüger (Fritzi), Illo
Schneider (Puffmutter), Frauke Jansen (Rosa), Stefan Schwartz (Otto Bambus),
Sigfried Grönig (Hungermann), Lutz Reichert
(Schneeweiß), Gerhard Giesecke (Grund), Rainer Pigulla
(Dr. Wernicke)
Erstaufführung:
26. Juni 1988, ZDF
Der junge Kriegsheimkehrer Ludwig Bodmer arbeitet 1923 zur Zeit der Inflation in der
Grabsteinfirma seines Kameraden Georg Kroll. Die Geschäfte laufen gut, doch die
Inflation raubt ihnen den Gewinn und die Menschen leiden unter den Umständen
der Zeit. Besonders die „verlorene Generation“, die Überlebenden des Ersten
Weltkriegs, zu denen auch Ludwig gehört, kämpft um einen Platz in der
Gesellschaft.
Auf der Suche nach der eigenen Identität sehnt Ludwig sich nach Nähe und steht
plötzlich zwischen zwei Frauen. Genevieve Terhoven
ist schizophren und lebt in einer Irrenanstalt, wo Ludwig sie regelmäßig
besucht. Sie führen viele philosophische Gespräche über den Sinn des Lebens und
den Tod. Doch wahre Erfüllung findet Ludwig in der Liebe zu Genevieve nie, da
sie ihn nicht erkennt. Aufgrund ihrer Krankheit nennt sie sich selbst Isabelle
und hält Ludwig für einen anderen Mann namens Rudolf. Die zweite Frau an seiner
Seite ist die wandernde Zirkusartistin Gerda. Mit ihr hat er eine kurze
lustvolle Liebesbeziehung, verliert sie jedoch an einen Wirt, von dem sie sich
viel Geld und einen Pelzmantel verspricht.
Auch Isabelle verlässt ihn, denn nach ihrer Heilung erkennt sie sich selbst
wieder als Genevieve Terhoven und kann sich an die
schöne Zeit mit Ludwig nicht erinnern. Nur noch wenige persönliche Bindungen
halten ihn in seiner Heimat, und so geht er nach Berlin, um dort bei einer
Zeitung zu arbeiten. Bis nach dem Krieg findet er keinen Weg zurück in seine
Heimatstadt, so dass er seine alten Freunde und Bekannten nie wieder sieht.
Im Auftrag der Deutschen Buchgesellschaft
hat das ZDF 1988 den Roman Der
schwarze Obelisk von Erich Maria Remarque verfilmt und am 26.
Juni des selben Jahres uraufgeführt. Das Drehbuch zum
Film schrieb Gerd Angermann, und Regie führte Peter Deutsch. Große Teile der
Verfilmung wurden in Glechsheim gedreht, so diente
zum Beispiel der Gasthof »Zum Deutschherrenhaus« als Kulisse des Freudenhauses
und wurde im Stil der Zwanziger Jahre ausgestattet. Auch der alte Glechsheimer Bahnhof diente dem Filmteam zur authentischen
Darstellung und wurde kurzerhand in den Bahnhof des fiktiven Städtchens Werdenbrück umbenannt.
Udo Schenk spielte den Kriegsheimkehrer Ludwig Bodmer,
der in der Grabsteinfirma seines Kameraden Georg Kroll, gespielt von Rainer Hunold, arbeitet. Die beiden Frauen, zwischen denen Ludwig
steht, werden gespielt von Marina Krogull (sie spielt
die Zirkusartistin Gerda) und Karina Thayenthal (sie
spielt die schizophrene Isabelle).
Jedoch täuscht die gute Besetzung nicht darüber hinweg, dass die Verfilmung
große Lücken aufweist. Es gibt nur wenige Übereinstimmungen mit der
Romanvorlage, da die Darstellung sich sehr stark auf die Liebesbeziehungen von
Ludwig Bodmer beschränkt. Die im Roman so
eindringlich geschilderte Situation zwischen den Kriegen tritt in den
Hintergrund, und das Leid, hervorgerufen durch die in der Inflation begründete
Armut und Ausweglosigkeit, wird fast völlig vergessen.
Maren Koch
Roman und Film
Kontrastierend
zum Roman kann der Verfilmung eine abweichende Intention zugesprochen werden.
Die Gestaltung des Films hat zur Folge, dass Liebebeziehungen – insbesondere
die Beziehung zwischen Ludwig Bodmer und Isabelle –
mehr und mehr in den Fokus rücken, sodass Kriegserinnerungen und damit
verbundenes Leid in Vergessenheit geraten. Insgesamt wird deutlich, dass der
Schwerpunkt des Films auf der Gefühlsebene liegt und viele politische Bezüge
nur am Rande erwähnt werden. Unter genauerer Betrachtung der historischen
Ereignisse zur Erstausstrahlung des Films 1988 lässt sich feststellen, dass es
aus Sicht der politischen und wirtschaftlichen Ereignisse 1987 und 1988 kaum
Gründe für eine Verfilmung des Romans Der
schwarze Obelisk gegeben hat. Der Film lässt sich nicht direkt auf den
Ersten und den Zweiten Weltkrieg beziehen, da die entsprechenden Szenen nur
eine nebengestellte Rolle im Film spielen. Zusätzlich rückt auch im Jahre 1988
eine Eskalation im Kontext des Kalten Krieges zunehmend in den Hintergrund.
Hiermit kann das Fehlen weiterer Szenen, die Bezug auf einen der beiden Weltkriege
nehmen, erklärt werden. Auch das Erstarken des Nationalsozialismus oder die innerdeutschen
Beziehungen um 1988 werden nicht der Grund für die Verfilmung Remarques Film
gewesen sein, da klare Bezüge zu vergleichbaren Ereignisse zwischen 1921 und
1987/1988 fehlen, während diese im Roman eindeutig identifizierbar sind.
Um
diese wichtigen historischen Hintergründe und die »Geschichte einer verspäteten
Jugend« darzustellen, müssten mehr Erklärungen und Aspekte hierzu im Film aus
dem Roman übernommen werden, welcher viele Umstände detaillierter beschreibt
und erklärt. Das Auslassen dieser wichtigen Inhalte würde sich damit begründen
lassen, dass der Film zunächst aus Gründen der Unterhaltung möglichst viele
Interessen der Zuschauer ansprechen möchte und daher auf einen Großteil
politischer Thematiken verzichtet hat. Hinzukommt, dass aus Kapazitätsgründen
nicht der gesamte Romaninhalt wiedergegeben werden konnte. Die Analyse zeigt
eindeutig eine weniger starke bis gar nicht vorhandene politische Intention des
Films. Die Intention des Filmes hängt nach ausführlicher Analyse also mit dem
Zeitpunkt der Veröffentlichung und der inhaltlichen Ausgestaltung des Filmes
zusammen, bezieht sich jedoch weniger auf historische Ereignisse, wie Remarque
in seinem Roman, sondern auf den 90. Geburtstag Remarques. Daher lässt sich die
Verfilmung als ein Andenken an Erich Maria Remarque verstehen, welche zu Ehren
seines 90. Geburtstages ausgestrahlt worden ist und dementsprechend Remarques schriftstellerische
Leistung und damit seinen Roman Der
schwarze Obelisk. Geschichte einer verspäteten Jugend ehrt, indem es
überhaupt zu einer Verfilmung seines Romans kommt.
Marie Danz, Lara Dinkgrefe, Sven Fahrenhorst, Anna
Grändorf, Bianca Hopster, Carolin
Kappmeyer, Johanna Kolbe, Robin Koslitz.
Julian Wiebrecht, Lena Wiese, im März 2017
Rezensionen